Kirche St. Clemens

Kirchengeschichtliches

St-Clemens Holte-Lastrup

 

Die einschiffige St. Clemens Kirche in Holte-Lastrup wurde erstmals 1276 urkundlich erwähnt. 1525 wurde sie im gotischen Stil umgebaut, und in der Zeit von 1705 bis 1736 erfolgte eine umfassende Neugestaltung des Innenraums in barockem Stil durch die Quakenbrücker Bildhauerwerkstatt von Thomas Simon Jöllemann, der u.a. den Hochaltar, die beiden Seitenaltäre, die Pietà und die Kanzel schuf. Die reiche barocke Ausstattung dieser Kirche gehört zu den Meisterwerken emsländischer Bildschnitzkunst.

 

1851 schließlich wurde die Kirche um den massiven Turm und das letzte Gewölbejoch nach Westen hin erweitert. Bedeutende Zeugnisse mittelalterlicher Sakralkunst wie der Sandsteintaufstein aus dem 13. und ein romanisches Holzkreuz aus dem frühen 14. Jahrhundert sind ebenfalls noch zu finden. Der Kirchturm verfügt über ein Geläut von drei Glocken. Die kleinste stammt (als drittälteste des Bistums) aus dem Jahr 1340, hat 94 cm Durchmesser und wiegt etwa 500 kg. Die mittlere und die große Glocke stammen aus dem Jahr 1509. Die mittlere hat einen Durchmesser von 118 cm und wiegt 1050 kg, die große Glocke mit einem Durchmesser von 129,5 cm wiegt 1350 kg.

 

Nach Fertigstellung des Turmes 1852, wechselten die bis dahin in einem provisorischen Glockenstuhl eines Holzturmes neben der Kirche aufgehängten Glocken an ihren  endgültigen heutigen Platz. Im Kirchturm blieben sie auch hängen, obwohl sie im Krieg beschlagnahmt wurden und zu Munition verarbeitet werden sollten.

 

Nach umfangreichen Außen- und Innensanierungsarbeiten in den Jahren 1998 bis 2000 erstrahlt die St. Clemens Kirche nun in neuem Glanz. Die bei der Sanierung unter der alten Wandfarbe wieder zum Vorschein gekommene blaue Vorhangwandmalerei hinter dem Hochaltar wie auch hinter der Kanzel ist rekonstruiert worden und einzigartig im norddeutschen Raum.

Das Kircheninnere

St-Clemens Holte-Lastrup 1

 

Wenn Sie in die Kirche eintreten, stehen Sie im letzten Joch unter der Orgelempore. Links finden Sie das Gnadenbild der Immerwährenden Hilfe aus dem Jahr 1918. Hier brennen immer Kerzen, die die Gläubigen entzünden. Gehen Sie aus dem dunklen Bereich unterhalb der Orgelempore ein Stück weiter nach vorne, so weitet sich der Blick auf eine helle Kirche, die von drei großen Altären beherrscht wird. Doch bleiben Sie hier noch einen Augenblick stehen. Links und rechts sehen Sie jeweils sieben Kreuzwegstationen aus dem Jahr 1883.

 

Auf der Südwand (rechts) hängt die Figur des Heiligen Johannes Nepomuk aus der Werkstatt von Thomas Simon Jöllemann, von dem Du später erfährst. Dieser Heilige ist dargestellt in Chorherrentracht mit Kruzifix und Palme. Er ist der Patron der Schiffer. Sein Bild finden Sie auch sehr oft auf Brücken. Richtet sich der Blick nach vorne, sehen Sie eine einschiffige gotische Kirche mit einer barocken Einrichtung.

 

Man nennt sie so, weil sie einem auf den Kopf gestellten Schiff gleicht. Die gotische Kirche besteht aus drei gewölbten Jochen mit schönen Rippen. Diese Kirche wurde im Jahr 1523 gebaut. Joch bedeutet eine durch vier Eckstützen überwölbter Raum.

Der Altar

Altar

 

Das Herzstück dieser Kirche ist sicherlich der Hochaltar aus dem Jahr 1715 - 1717. Er ist ein zweigeschossiger, einachsiger Portalaltar mit Dreieckstellung. Die Predellazone (Unterbau des Altars) trägt ca. zwei mtr. hohe Kolossalfiguren, die unter das Gebälk des Giebels eingestellt sind. Links der Schutzpatron der Kirche, der Heilige Clemens, rechts der Heilige Ludgerus, dargestellt in bischöflichem Ornat (Bischofsstab, Mitra), Buch, Kirchenmodell und einer Wildgans. Er ist Patron des Bistums Münster, das in  unmittelbarer Nachbarschaft an die Gemeinde Holte-Lastrup grenzt.

 

Das Obergeschoß wiederholt die Struktur der Predellazone in kleinerer Ordnung. Der bekrönende Abschluß ist eine freiplastische Gruppe der Dreifaltigkeit (Gottvater mit der Erdkugel, Gottsohn mit dem Kreuz, darüber schwebt in Gestalt einer Taube der Heilige Geist). Links und rechts stehen die Assistenzfiguren der Heilige Johannes der Täufer, der Sohn der schon betagten Eltern Zacharias und Elisabeth, hier dargestellt in Fellbekleidung und Kreuzstab und rechts die Heilige Elisabeth von Thüringen mit einer Münze in der rechten Hand. Im Zentrum des Hauptgeschosses befindet sich eine freiplastische Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes.

 

Das Kreuz ist das Zentrum des christlichen Glaubens. In der Kirche ist das wichtigste Kreuz das Altarkreuz. Für uns Christen erhält es seine konkrete und besondere Bedeutung durch Jesu Tod und Auferstehung, als Symbol für Leid und Erlösung. Über lange Zeit war das Fenster hinter der Kreuzigungsgruppe vermauert. Im Jahr 2000 wurde es wieder geöffnet. So ist das Zentrum transparent auf das geöffnete Chorstirnfenster lechtszenographisch bezogen.

 

Auffallend ist die blaue Vorhangwandmalerei sowohl hinter dem Hochaltar wie auch hinter der Kanzel: In einem dunklen mit goldenem Faltenwurf ist dieser Vorhang gestaltet. Dieser wurde bei der Sanierung aus dem Jahr 2000 hinter der alten Wandfarbe wiedergefunden und ist rekonstruiert worden. Diese Vorhangwandmalerei ist einzigartig im norddeutschen Raum.

 

Nach Abschluß der Arbeiten an den Seitenaltären, die in ihrer ursprünglichen Aufstellung nicht in der heutigen Schrägstellung, sondern in ihrer Gesamtansicht in den Kirchenraum eingestellt waren (siehe die vor den Altären liegenden Altarplatten, die als Fundament dienten), stellte die Choransicht mit ihren drei Altären ein einheitliches Kulissenbild dar. So entsprach der Chorraum in seiner Gestaltung der barocken Intention, im szenisch darstellenden Nachvollzug göttlich eingesetzter Sakramente in jeder Meßfeier die Heilsgeschichte als „Heiliges Theater“ zu durchleben. Von dieser Bühne des Heiles sollten die Gläubigen erfaßt werden mit dem liturgischen Ziel der Vertiefung und Identifikation mit dem eucharistischen Christus.


Haben Sie diese Figur auf dem Hochaltar entdeckt: der Pelikan, der seine Schwingen ausbreitet und sich seine Brust aufhackt, um mit den Blutstropfen die Jungen zu nähren? Dieses Motiv gibt es seit dem zweiten Jahrhundert. Es ist ein Hinweis auf Jesus Christus, der am Kreuz durch sein vergossenes Blut uns Menschen erlöst hat. Diese Darstellung steht auf dem Altartisch über dem Expositorium (Ausstellung), das als besonderer Ort zur Verehrung des Allerheiligsten in der ausgestellten Monstranz dient.